Bericht
Marcel - Abfahrt: Zürich HB, 19.44h CNL / Ziel: Cottbus, 17.15h Auswärtssieg in Polen! Ich hasse diese Abfahrtszeit, ist immer der gleiche Stress. So kam es dann auch, dass ich im Zug gemerkt habe, dass ich völlig neutral ans Spiel reisen werde. Also nix von wegen BFCZ oder FC Bayern, kein Schal rein gar nichts. Na, ja nicht weiter schlimm, wenigstens hatte ich dieses Mal alle Tickets dabei. Ganz knapp erreichte ich die S-Bahn und war somit doch noch pünktlich im HB. Im Zug dann noch schnell die Ostschweizer begrüsst und ab auf meinen Liegesitz. Lorenz und Patrick hingegen reisten wie die Könige in einem 2er Abteil, aber wenn man schon Geburtstag hat, kann man sich auch mal was leisten. Eigentlich wollte ich noch kurz in den Bistrowagen, da um mich herum aber lauter komische Leute waren, verzichtete ich darauf mein Gepäck unbeaufsichtigt zu lassen und mit Rucksack durch den ganzen Zug zu laufen wäre sicher auch nicht lustig geworden. Darum blieb ich dann lieber auf meinem Platz und belauschte 2 junge Damen, die erzählten, sie würden extra wegen einem Basketballspiel, ALBA Berlin vs. Oldenburg (1. vs. 3. beide Punktgleich), nach Berlin reisen. Wer macht schon so was und reist extra wegen einem Spiel durch ganz Deutschland? Würde ich nie machen… Ich sass also auf meinem Stuhl, völlig in mein Buch, (Fussball ist nicht das wichtigste in meinem Leben – es ist das einzige) welches ich nur weiterempfehlen kann, vertieft und plötzlich strich da irgendein Tier an mir vorbei. Hab mich echt erschrocken. Als es wieder zurück kam sah ich, dass es nur ein Spürhund der Bullen war. Als dann endlich das Licht abgeschaltet wurde, zog ich mir die Kapuze über den Kopf und stopfte mir Ohrstöpsel in den Schädel. Dadurch konnte ich dann doch ein wenig schlafen. In Berlin nahm ich mein Handy in die Hand und mein russischer Platznachbar war auch sofort aktiv und fragte wie teuer denn das Teil sei und ob man es in Deutschland auch kaufen könne. Wollte wohl wissen ob es sich lohnt mich auszurauben. Auf der suche nach seiner Brille verlor er dann noch eine grosse Wodka-Flasche, aber pünktlich zum Halt fand er alles wieder. Im Berliner HB angekommen, liefen dann die Ostschweizer und ich gemeinsam zum Sony Center um etwas zu Frühstücken. Im Bahnhof Zoo verstauten wir dann noch kurz unsere Rucksäcke und ereichten gerade noch einen Zug nach Cottbus. Kamen dann aber nicht weit, nach nicht mal einer Stunde blieb der Zug stehen und wir mussten fast eine Stunde warten. Angeblich gab es Signalstörungen an einer Weiche. Kurz darauf mussten wir dann den Zug ganz verlassen um auf den folgenden umzusteigen. Da wir eine Stunde verloren hatten war uns der nachfolgende natürlich aufgefahren und mit zwei Zügen nach Cottbus zu fahren wollte die DB wohl nicht. War alles etwas mühsam, doch wenigstens lernten wir so tolle Metropolen wie Lübben und Sand kennen. In Cottbus, eine Stunde später als geplant, angekommen wurde zuerst mal etwas gegessen und danach gings direkt zum Stadion. Das Stadion ist inzwischen ein richtig schönes Fussballstadion geworden, kein Vergleich zu letzter Saison. Dank dem Dach und der Gästetribüne kam nun auch gute Stimmung zustande. War in den letzten beiden Jahren als ich dort war nicht unbedingt der Fall. Wir hatten zu Beginn, als der Block noch ziemlich leer war, einen guten Blick auf die Berge von Cottbus (siehe Fotos). Bayern dominierte das Spiel eigentlich klar und führte auch verdient, bis ein Brasilianer wieder mal einen Zaubertrick ausführen musste, anstatt den Ball einfach nach vorne zu hauen. So kam es zu einem unnötigen Einwurf und dieser wiederum führte zu einem noch unnötigeren Tor für Cottbus. Da aber der Herr Gomez damit beschäftigt war die Wölfe im Alleingang zu erlegen, tat dies der Stimmung keinen Abbruch. In der 2. Hälfte kam dann auch noch unsere Offensivwaffe Nr.1 und auch wenn er völlig idiotisch (wieder mal) einen 11er verschoss war er zusammen mit Poldi der wichtigste Mann des Tages. Nach dem Spiel traf Lorenz noch einen alten Bekannten, roter Kopf und „Fussball ist Krieg“ sollten reichen um zu wissen um wen es sich handelte! Dieser Bekannte war zusammen mit dem besten Freund unseres Bayern-Gündi vor Ort und verteilte grosszügig ein, zwei Biere. Beim Rauslaufen entdeckte ich per Zufall dann noch jemanden, den ich seit dem Barca Heimspiel vermisst habe. Den Namen weiss ich jetzt nicht, aber eigentlich sollten zwei Hinweise auch wieder reichen: Braune Haare und SM Shirt (also eines von unseren Ultras und kein Schweinekram. So macht doch der FCB gleich wieder mehr spass und nein es ist nicht der Humba-Harry, wobei der natürlich auch ganz ok ist. Wir wählten dann eigentlich den blödesten Zeitpunkt um zum Bahnhof zu laufen. Als ich mich umsah waren wir mitten in einer Horde glatzköpfiger Cottbus Fans die immer mal wieder einen alten Klassiker wie „Polaken Tango“ und sonstige (wohl) auf dem Index stehenden Lieder von sich gaben. Waren aber ganz friedlich und machten keinen Ton gegen uns. Das Beste dann kurz vor dem Bahnhof, als sie gerade den Polaken Tango fertig gesungen hatten: „So ich hol mir jetzt einen Döner!“ Ein anderer fand das wiederum gar nicht lustig und meinte, er wolle lieber etwas deutsches Essen. Also konsequent ist anders, würde ich mal meinen. Im Spreewaldshop deckten wir uns dann noch mit Original Spreewaldgurken ein und liefen zum Zug. Die Rückfahrt verlief ohne Zwischenfälle und wir waren kurz nach 20 Uhr wieder bei unseren Rucksäcken. Lorenz und Patrick gingen dann an eine Mallorca Party im Q-Dorf, Micky Krause wurde angeblich auch gesichtet. Ich fuhr dann zurück zum HB, verdrückte meine zweite Currywurst an diesem Tag und schlenderte dann noch ein wenig rund ums Brandenburgertor und um den Reichstag. Berlin an einem schönen Frühlings- bzw. Sommerabend ist schon was tolles, verdammt war da die WM 2006 eine geile Sache. Zurück zum Bahnhof musste ich mich erstmal ein wenig frisch machen, wäre ja ne Zumutung für meinen Sitznachbar gewesen und man weiss ja nie was da so neben einem sitzt. Mit frischen Kleidern setzte ich mich dann in meinen Sitz und wollte pennen. Leider bekam ich dann das unsympathischste Arschloch des ganzen Zuges als Nachbar. Was will man von einem Basylanten auch erwarten. Wenigstens war das Abteil praktisch leer und er setzte sich dann weg von mir. Zum Glück, denn geschnarcht hat der auch noch. Mit meinen Ohrstöpseln und Kapuze konnte ich dann aber bis fast nach Zürich durchschlafen. Im HB noch kurz Blumen gekauft und ab nach Hause. So war dann meine 3-Tages-Fahrt auch erledigt und nun hoffe ich, dass Cottbus trotzdem oben bleibt. Ist immer eine schöne Fahrt in den wilden Osten. Nächstes Mal kommt ja dann vielleicht wieder mal jemand mit, ich meine von 150 Leuten wird sich doch mal jemand finden lassen...
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